Die Berliner Medienkünstlerin Gabriele Leidloff hat mit ihrem Projekt l o g - i n / l o c k e d o u t - ein Forum zwischen Kunst und Neurowissenschaft - eine künstlerische Plattform geschaffen, die Phänomene der Wahrnehmung mit naturwissenschaftlichen Methoden künstlerisch darstellt.

Kunst und Wissenschaft sind in ihren Versuchsanordnungen komplementäre Versuche, Bedingungen der Welt zu ergründen, die nicht verschiedener sein könnten. Die einen geben Auskunft über eine höchst subjektive Welterfahrung, während die anderen für sich in Anspruch nehmen, ein vermeintlich objektives Bild der Welt zu zeichnen.

Die Frage nach der Funktionsweise unseres Bewusstseins wird von Hirnforschern und Neurowissenschaftlern vorwiegend über die Wahrnehmung untersucht. Mittels der MANIPULATION BILDGEBENDER VERFAHREN, wie z.B. der Röntgenfotografie, hat Leidloff einen Ansatz gewählt, mit den Werkzeugen der Naturwissenschaften "Unsichtbares" sichtbar zu machen.

Die Anwendung der Elemente in Gabriele Leidloffs Installationen entsprechen den Prinzipien von Experimenten und erzeugen eine neue ästhetische Dimension der Wahrnehmung. Dabei integriert sie mediale Techniken, neurowissenschaftliche Geräte und Apparate der Medizintechnik wie u.a. Eyetracker, Kameras, Spionspiegelboxen und Kommunikationssysteme, die auf Selbstregulation durch Hirntätigkeit beruhen (Thought Translation Device).

Das Projekt l o g - i n / l o c k e d o u t ist seit 1999 die stehende Einladung Leidloffs an Künstler und Wissenschaftler sich fachübergreifend mit der Suche nach dem Unvorstellbaren auseinanderzusetzen. Leidloff bündelt die Ergebnisse internationaler Forschung, integriert sie in ihr Projekt und hinterfragt Methoden der Wissenschaft mit künstlerischen Mitteln. Ihre Arbeitsweise produziert internationale, interdisziplinäre Netzwerke und liefert damit einen interessanten Beitrag der Kunst gegen die Fragmentierung globalen wissenschaftlichen Forschens, ein Beitrag, der aber auch die üblichen Formen der Kunst in Frage stellt.

Eine derartige Zusammenarbeit zwischen Kunst und Wissenschaft ist bisher weder konzipiert, noch gezeigt worden und ist in seinem fachübergreifenden, internationalen Charakter neu.


Reinhard Maiworm
Direktor Goethe-Institut Berlin